Wanderweg - Rund um den Hutsaulberg

Rund um den Hutsaulberg

Der Wanderweg startet beim Pfarrhof (HNr.: 99) und führt durch den alten Friedhof der romanischen Wehrkirche St. Nikolaus. Vorbei am Pforakeller (vis a vis zur Infotafel) geht es am Fußweg der Hutsaulbergstraße Richtung Kellergasse "Silberberg". Danach führen Serpentinen durch die Ried "Hofbergen" hinunter zur "Jagateich"-Quelle wo besonders eisenhältiges Wasser entspringt. Am Feldweg in der folgenden Ried "Dammeln" steht eine über 100 Jahre alte Kopfweide. Anschließend geht es den Brunnleithengraben hinauf zur Aussichtswarte am Kriegerdenkmal bevor der "Abstieg" zum Ende der Wanderung beginnt. 16 Stationen sind mit QR Code versehen welche im folgenden erläutert werden. Viel Spaß beim Erkunden und Erwandern alter Geschichte und Geschichten am 7,5 km langen Wanderweg "Rund um den Hutsaulberg" mit rund 130 Metern Höhenunterschied.

1. Station (Pfarrhof-Beginn des Wanderwegs)

Pfarrhof AltlichtenwarthEinreichplan des Pfarrhofneubaus von 1772

 Der Pfarrhof wurde in den Jahren 1775 bis 1778 errichtet. Initiiert wurde der Neubau von Pfarrer Johann Georg Knappe im Jahr 1772. Das Kapital stammte aus einem Vermächtnis von Pfarrer Josef Plack. Obwohl der Bau noch im selben Jahr genehmigt wurde, begannen die Bauarbeiten erst 1775. Dabei ereignete sich am 26. Juni ein tragisches Unglück bei dem Pfarrer Knappe von einer umstürzenden Mauer erschlagen wurde. Die dadurch verzögerten Bauarbeiten wurden unter Pfarrer Thomas Reicheneder ab dem Frühjahr 1777 fortgeführt und dann vollendet. Im Jahr 1993 wurde die Außenfassade des Pfarrhofgebäudes umfassend saniert. Das Skelett von Pfarrer Knappe wurde bei der archäologischen Grabung in der Kirche 1992 freigelegt. Identifiziert werden konnte der Pfarrer aufgrund mehrerer Knochenbrüche, die das Skelett aufwies, sowie den Priestergewandresten. Diese sind in der Kirche in einer Vitrine im Seitenschiff ausgestellt, welche sich in der Ecke gegenüber dem Choraufgang befindet. Auf der danebenhängenden Tafel ist das Grab von Pfarrer Knappe eingezeichnet. 

2. Station (Kaiser Franz Josef Denkmal)

Das Denkmal wurde 1908 anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef errichtet. Die gusseiserne Büste Kaiser Franz Josefs steht auf einem hohen Ziegelaufbau, welcher auch die Widmungstafel trägt.

Kaiser Franz Josef Denkmal

Entwurf des K.F.J. Denkmals von 1908

3. Station (Kirche und ehem. Friedhof (bis 1895))

Bis 1895 lag der Friedhof von Altlichtenwarth um die Kirche, welcher bis 1784 auch der Bestattung der Verstorbenen von Hausbrunn gedient hatte. An diese Zeit erinnert noch der „Kirchensteig“ in nördlicher Richtung zur Straße zwischen Altlichtenwarth und Hausbrunn, auf dem die Toten aus Hausbrunn auf den Friedhof gebracht wurden. Erhalten haben sich hier zehn Sandsteingrabsteine sowie fünf schmiedeeiserne Grabkreuze. Besonders an den Sandsteingrabsteinen ist die Darstellung der Namenspatrone der Verstorbenen (Bsp.: Hl. Johannes oder Hl. Sebastian), wobei an fünf von ihnen die Inschrift von Hausbrunner Bestatteten zu finden ist. Der Grabstein eines im 32. Lebensjahr verstorbenen Leutnants des militärgeographischen Instituts erinnert an die um 1880 vorgenommene Landvermessung. Im Friedhof befindet sich auch das Grab der hier 1945 gefallenen Soldaten der Roten Armee.

Bereits seit dem 12. Jahrhundert steht die Kirche an diesem Standort. In drei weiteren Bauphasen wurde die romanische Steinkirche um 1230 (frühgotisch), 1310 (gotisch) und schlussendlich um 1450 (spätgotisch) um- und zugebaut. Große Bedeutung haben die Fresken im Chor des Seitenschiffes (welches vormals als Privat- und Grabkapelle der Patronatsherren diente), die in ihrer Geschlossenheit als eine der bedeutendsten malerischen Ausstattungen des 14. Jh. in Niederösterreich zählen.  Im Jahr 1993 wurden vom Bundesdenkmalamt, im Verlauf von Grabungs- und Restaurierungsarbeiten, in der Pfarrkirche 44 Gräber mit insgesamt 71 Skeletten entdeckt. Weiters befinden sich in einer Gruft die berühmten Mumien aus Altlichtenwarth, sieben (fünf Männer und zwei Frauen) auf natürliche Art mumifizierte Individuen. Eine der Mumien konnte auf Grund von Indizien identifiziert werden. Es ist vermutlich der am 2. März 1720 in der Gruft bestattete Johann Heinrich von Weigelsfels, der Vater des Pfarrers Weigl von Weigelsfels, der von 1714 – 1733 hier gewirkt hat. Die Gruft ist unterhalb des Seitenaltars.

Eine besondere Kostbarkeit in der Kirche ist der Hochaltar. Er ist zur Gänze aus Salzburger Marmor hergstellt. Es konnten sieben verschiedene Marmorarten festgestellt werden, alle aus den berühmten Steinbrüchen in Adnet bei der Stadt Salzburg. Gestiftet wurde der Altar vom Pfarrer Josef Plack, Pfarrer hier von 1740-1770. Er hat auch für die Hausbrunner Pfarrkirche einen Marmoraltar gestiftet und noch Geld hinterlassen, das für den Pfarrhofsbau verwendet wurde.


Fresken der SeitenkapelleBauphasen der romanischen Wehrkirche in Altlichtenwarth

Kirche St. Nikolaus mit altem Friedhof

4. Station Pforakeller

Der Pforakeller liegt hinter der romanischen Wehrkirche und wurde früher von der Pfarrherrschaft Altlichtenwarth vermutlich als Zehentkeller für den Weinzehent verwendet, der an den Grundherren abgeliefert werden musste. Nach dem Ende der Grundherrschaft wurde der Keller als Einlegemöglichkeit für Kleinhäusler für Gemüse, Erdäpfel etc. von der Pfarre zur Verfügung gestellt. Dazu gab es Abteile im Keller. Die Verwendung als Zehentkeller bis zur Bauernbefreiung ist nicht eindeutig belegt, aber eine (naheliegende) Vermutung, weil bis 1848 die Pfarre auch Pfarrherrschaft mit fünf untertänigen Bauernhäusern und 86 „Grundholden“ (Kleinhäuslern) war, die an die Pfarre abgabenpflichtig waren.

Renoviert vom Weinbauverein, wird der Pforakeller seit 1995 als Gemeinschaftsheurigen von mehreren Winzerfamilien betrieben und bietet für ca. 40 Personen Platz. Im Sommer, unter der Laube, ist für weitere 50 Personen Platz. Typische Weinviertler Heurigenspeisen und wunderbare Altlichtenwarther Weine werden hier angeboten.

In der Vinothek finden immer wieder Veranstaltungen statt und auch das Heurigenlokal kann für private Feiern gemietet werden.

Heuriger "Pforakeller"

5. Station Liechtenstein Gedenkstein

So wie das Kaiser Franz Josef Denkmal wurde dieser auch zu einem Regierungsjubiläum, in diesem Fall das 50jährige von Fürst Johann II., aufgestellt. Der mächtige Marmorblock trägt die Inschriften: „Dem Wohltäter der Menschheit zum getreuen Andenken 1858-1908“ sowie „Dem regierenden Fürsten Johann II von und zu Liechtenstein“. Seit dem Mittelalter bis zum Jahre 1968 hatten die Liechtensteiner das Patronat über die Pfarrkirche St. Nikolaus. Der Stein stand ursprünglich an dem Platz Ecke Kaiser Franz Josef Straße – Kirchengasse gegenüber des Pfarrhofs und wurde in den 1970er Jahren an seinen heutigen Platz übertragen.

Die Liechtensteiner waren seit dem Mittelalter Grundherren in Altlichtenwarth. Schloß Rabensburg war bis 1848 Sitz des Landgerichts, der Orts – und Conscriptionsobrigkeit, also zuständig für Rechtsangelegenheiten, Bestellung der Ortsrichter, Bereitstellung von Rekruten. Der größte Teil der Höfe waren der Herrschaft Rabensburg abgabenpflichtig, einige der Pfarrherrschaft Altlichtenwarth und einige der Herrschaft Poisbrunn. Seit dem Mittelalter bis zum Jahre 1968 hatten die Liechtensteiner das Patronat über die Pfarrkirche St. Nikolaus inne, also auch Mitspracherecht bei der Bestellung des Pfarrers. 

Liechtenstein Gedenkstein

6. Station 7reihige Kellergasse „Silberberg“

Der Weinbau war in Altlichtenwarth seit dem Mittelalter wichtig. Der Wein hier galt immer als von guter Qualität. In einer Quelle von 1673 („Unter-Österreichischer Land-Compaß“ von Stephan Sixsey) wird der Altlichtenwarther Wein in der Liste „der Besten“ im Weinviertel genannt, gemeinsam mit Falkenstein, Herrnbaumgarten oder Poysdorf. „Mittlere“ sind in etwa in Hagenbrunn, Bockfließ oder Matzen zu finden, „Schlechtere“ etwa in Haugsdorf, Hadres oder Pulkau. 1834 heißt es über Altlichtenwarth, „daß, nachdem hier nicht nur in Menge, sondern auch von ganz besonderer Güte der Weinbau besteht, der die gesündesten österreichischen Weine liefert...“ (Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Enns, 1834)

Der Silberberg, westlich vom Hutsaulberg gelegen, gehört mit seinen steilen Hängen zu den besten Weinbaurieden des Ortes. Der Legende nach leitet sich der Name Silberberg davon ab, dass die Weine aufgrund ihrer Güte nur gegen Silber gehandelt wurden. Die Weine wurden früher in den Kellern am Silberberg gelagert. Die romantischen übereinanderliegenden Kellergassen tragen einen wesentlichen Teil zum gesamten Ortsbild bei.

Eine Besonderheit an dieser Kellergasse sind die sieben übereinander liegenden Kellerreihen.

 Am „Eingang“ zum Silberberg steht eine hölzerne Baumpresse und der Hlg. Urbanus, welcher gemeinsam mit dem „Jägerbildnis mit Hund“ und der Christophorus Statue (Kreuzung Brunnengasse/Liechtensteinstraße) von Karl Rosenmayr in den 1980er Jahren gefertigt wurde. 

1. Reihe der Kellergassen am Silberberg mit hlg. Urbanus und Baumpresse

7. Station Ried Hofbergen

Richtung Südwesten befinden sich die meisten Acker- und Wiesenflächen der Stiftung Fürst Liechtenstein. Auf der Fläche direkt am Hang wurde früher Ski gefahren. Die Wiesen Richtung Westen entlang des Wanderwegs dienten im 19. Jhdt. der Schafhaltung. Eine Auflistung des damaligen Viehbestands und auch der Einwohnerzahl Altlichtenwarths findet man im Buch von 1834 „Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Enns“. Da gab es in Altlichtenwarth 1397 Schafe, 89 Pferde, 2 Ochsen, 182 Kühe, 13 Ziegen und 205 Schweine. Es lebten hier 209 Familien, 414 männliche, 464 weibliche Personen und 165 Kinder. Hinter den Hügeln auf der Bundesstraße zwischen Großkrut und Reintal befand sich bis ca. 1960 noch die Schafhütte. Nunmehr ist der im Süden gelegene Windpark HAGN, bestehend aus 20 Windrädern mit einer Gesamtleistung von 46 MW das sichtbarste Zeichen in Zeiten der Energiewende. Zu seiner Eröffnung im Jahr 2014 war dieser Windpark der größte in Niederösterreich. In den kommenden Jahren ist eine weitere Verdichtung mit Windkraftanlagen geplant.

Ried Hofbergen (dahinter Windpark HAGN)

8. Station Abgekommene Ortschaft Heumath/Heumad

Dieser Ort lag einst im Südteil des Burgfriedens von Katzelsdorf. An ihn erinnert heute noch der Hamethof. Früher wurde in den meisten Liechtenstein Gutshöfen in den Orten Schweinezucht betrieben. Wegen Geruchsbelästigungen wurde der Wirtschaftszweig hier konzentriert. 1986 wird dieser Standort als zweitgrößter Schweinezucht-Betrieb Österreichs und als einer der modernsten Europas beschrieben. Nach Protesten verschiedener Tierschutzorganisationen wurde 1995 die Schweinezucht- und Mastanlage an die Walter Spreitzer GmbH (Gesellschafter: Hans Wilhelm Schaumann Futtermittel) verkauft.

Der Name Heumad leitet sich von einer Stelle ab, an der Heu gewonnen wurde. 1161 zum ersten Mal urkundlich erwähnt dürfte Heumad nach häufigen Überschwemmungen und infolge der Hussitenkriege 1424 oder 1426 vernichtet worden sein. Die Ried „Am Hametteich“ erinnert heute noch an einen Teich, der um 1820 ca. 1,5 ha umfasste. 

Blick auf Hamethof und Katzelsdorf an einem Grenzstein

9. Station „Jagateich“ Quelle

In den 1950er Jahren wurde an dieser Stelle eine Bohrung durch die OMV durchgeführt. Statt auf Öl stieß man auf Wasser da man eine wasserundurchlässige Schicht unterhalb des Grundwasserspiegels durchgebohrt hat. Somit handelt es sich hier vielmehr um einen artesischen Brunnen als eine Quelle. Rund sieben Liter sehr eisenhältigen Wassers fließen pro Sekunde in den anschließenden „Jagateich“. Auszug der letzten Wasseranalyse vom April 2023:

Der Gehalt an organischem Kohlenstoff (TOC) ist als erhöht zu beurteilen.

Der erhöhte Ammoniumgehalt von 3,7 mg/l liegt über dem Richtwert von 0,5 mg/l gemäß

Trinkwasserverordnung; geogen bedingte Überschreitungen bleiben bis zu 5 mg/l außer Betracht.

Der Sulfatgehalt überschreitet mit 610 mg/l den Indikatorparameterwert von 250 mg/l gemäß

Trinkwasserverordnung. Überschreitungen bis zu 750 mg/l bleiben außer Betracht, sofern der dem

Kalzium nicht äquivalente Gehalt des Sulfates, wie in diesem Fall, 250 mg/l nicht übersteigt.

Der Eisengehalt der Wasserprobe liegt mit 0,72 mg/l über dem Richtwert gemäß

Trinkwasserverordnung von 0,2 mg/l. Gemäß Trinkwassercodex sind bei

Wasserversorgungsanlagen mit weniger als 10 m³ abgegebener Wassermenge pro Tag

Überschreitungen bis 0,8 mg/l Eisen tolerierbar.

Der Mangangehalt der Wasserprobe liegt mit 0,089 mg/l über dem Richtwert gemäß

Trinkwasserverordnung von 0,05 mg/l. Gemäß Trinkwassercodex sind bei

Wasserversorgungsanlagen mit weniger als 10 m³ abgegebener Wassermenge pro Tag

Überschreitungen bis 0,2 mg/l Mangan tolerierbar.

Hinsichtlich der bakteriologischen Parameter werden die Grenz- und Richtwerte der

Trinkwasserverordnung eingehalten.

Quelle am "Jagateich" (auch Ententeich genannt)

"Jagateich"Quelle

10. Station Naturdenkmal Kopfweide

Eine Kopfweide wird erst durch ihren Schnitt zu einer Kopfweide. Nachdem der Stamm als Jungbaum eingekürzt wurde, verwendete man die Zweige zum Flechten von Körben. Dieser Baum entlang des Wanderwegs liegt in der Ried „Dammeln“. Der Name leitet sich vermutlich von „D’Hame(t)ln“, also kleine Felder gegen Hamet, ab. Früher standen an diesem Feldweg mehrere Kopfweiden, wovon diese die Letzte ist. Der Baum wurde vermutlich um 1900 gepflanzt und ist heute Naturdenkmal.

Kopfweide in der Ried "Dammeln"

11. Station Ehem. Mühlbergsiedlung

Östlich der Straße von Katzelsdorf nach Altlichtenwarth erhebt sich der Mühlberg, der in der Flur Wartlüssen auf Katzelsdorfer Gemeindegebiet 221 m Höhe erreicht. Der Mühlberg wurde von alten Katzelsdorfern früher „Bubaberg“, abgeleitet von „Buhuberg“ (Uhuberg), genannt. An der höchsten Stelle stand einst eine Windmühle.

Bedeutung erlangte der Mühlberg im 2. Weltkrieg, als bei erfolgreichen Probebohrungen Erdöl und Erdgas gefunden wurde. Durch Steinschlag kam es bei einer der ersten Bohrungen zu einer Explosion. Bis zu 200 m hoch war die Stichflamme. 3 Tage lang brannte es, bis anschließend der Bohrturm samt Maschinen in einem riesigen Krater versank.

Die größten Fördermengen wurden hier zwischen 1947 und 1961 erzielt. Das Erdölfeld trug 1955 dazu bei, dass Österreich mit 3,6 Millionen Tonnen in der europäischen Rohölgewinnung den dritten Platz einnahm.

Die vielen Arbeitsplätze führten naturgemäß zu großer Ansiedelung, weshalb Altlichtenwarth um 1960 knapp 1400 Einwohner zählte.

Ölfeld Mühlberg in den 1960er JahrenErster Bohrturm am Käferberg

Wegkreuzung zur Mühlbergsiedlung

Plan der Mühlbergsiedlung um 1960

Plan Erdölfeld Mühlberg 1958

12. Station Gotische Lichtsäule und verödeter Ort Rothenlehm

Gotische Lichtsäule (nächst abgekommener Ortschaft Rothenlehm)

Wegkreuzung Richtung Rothenlehm

Ehemaliger Bunker

400 m in östlicher Richtung steht eine gotische Lichtsäule, die früher auf freiem Felde am Hametteich stand. 1977 wurde die Lichtsäule Richtung Osten verlegt. Nach historischer Überlieferung waren Lichtsäulen Orientierungshelfer an Hauptverkehrswegen. Möglicherweise ist diese Säule auch ein Rest der verödeten Ortschaft Rothenlehm. 

Der Name leitet sich von dem Gebiet ab, dass durch seinen rötlichen Lehmboden auffiel. Wahrscheinlich lautete der ursprüngliche Name „Auf dem roten Lehm“. In nächster Nähe liegt der „Rote Beri“, über den die Straße nach Altlichtenwarth führt. Die heutige Bezeichnung der Ried „Torstätten“ leitet sich von „Dorfstätte“ ab, welche auch Rückschluss auf die damalige Besiedlung gibt. 1289 wurde Rothenlehm erstmals in einer Urkunde genannt. 1458 ist noch von behausten Lehen die Rede. 1570 wird Rothenlehm jedoch bereits „Das Ödt Dorff Rottenlaimb“ genannt.

Die Hauptursache der Verödung ist zweifellos der zunehmende Wassermangel einerseits und häufige Überschwemmung der tiefer gelegenen Felder anderseits. Der Anlass für die Aufgabe des Ortes sind die Kriegszüge König Georgs von Podiebrad (1458 und 1468), der Raubzug des Ludwenko nach Bernhardsthal um 1461 und die Ungarnkriege unter Matthias Corvinus. Danach wurde die Wüstungsflur mit Altlichtenwarth vereinigt.

 50 Meter Richtung Landesstraße befindet sich rechts im Wald noch ein Zeitzeuge aus dem 2. Weltkrieg. Vermutlich wurde dieser Luftschutzbunker von den Einwohnern der Mühlbergsiedlung genutzt. 

13. Station „Schutte“, ehemalige Bodenaushubdeponie

Untere Einfahrt zur ehemaligen Bodenaushubdeponie "Schutte"

Von 1967 bis 2001 war die Bodenaushubdeponie in Betrieb. Bis 1974 entsorgte die OMV Abbruchmaterial von Sondenliquidationen. Bis 1982 war die Ablagerung von Hausmüll bewilligt. Danach wurde nur noch die Ablagerung von Bauschutt durchgeführt. Trotz einer Fristverlängerung bis 2013 wurden ab 2001 keine Einbringungen mehr verzeichnet, da eine Probebohrung Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte für Bodenaushubdeponien ergab. Ab 2008 wurde mit der Abdeckung und Rekultivierung der Fläche begonnen.

14. Station Pestkapelle und Hahnkreuz

Pestkapelle zum hlg. Sebastian

Hahnkreuz Lichtsäule

Ursprünglich im Jahr 1682 zu Ehren der Heiligen „Sebastian, Rochus und Rosalia“ an der Straße nach Katzelsdorf als Feldkapelle erbaut, da drei Jahre zuvor die Ortschaft durch die Pest bis auf 136 Personen fast ausgestorben war. Leider wurde die Kapelle im Jahr 1945 während schwerer Kampfhandlungen zerstört. Ein unter den Trümmern verstorbener Soldat wurde am Kriegerdenkmal beerdigt. 1946 wurde die Kapelle neu errichtet. 1973 wurde sie, aufgrund des Ausbaues der Katzelsdorfer Straße, abgetragen und am jetzigen Standort neu aufgebaut. Leider fiel diesem Umstand das Kreuzgewölbe zum Opfer.

Auch das Hahnkreuz ist eine aus Sandstein errichtete gotische Lichtsäule. In der Nische zur Straßenseite befindet sich ein Bild mit Christus am Kreuz und den Heiligen Maria Magdalena und Johannes. Seinen Namen verdankt dieses Kleindenkmal einem aufgesetzten doppelten Kreuz mit Wetterhahn. 

15. Station Aussichtswarte mit Kriegerdenkmal

Bild der Aussichtswarte zur ersten Heldengedenkfeier

Wegschild mit dahinterliegendem Kriegerdenkmal

Noch während des 1. Weltkriegs bildete sich ein „Kriegerdenkmal-Komitee“ zu welchem Obmann Michael Asperger um Spenden, zur Finanzierung der Errichtung, aufrief. Als Standort wurde der mittelalterliche Hausberg mit 274m als höchster Punkt des Ortes gewählt. Seinen Namen verdankt der im Mittelalter als Wachtberg genutzte Hutsaulberg vermutlich von „Auf der Hut sein!“. Beim Annähern von Feinden wurde eine Säule umgelegt, welche den Einwohnern ein Zeichen war sich in Sicherheit zu bringen. Schulrat Karl Wiesinger hatte einen wesentlichen Anteil an der Planung der Aussichtswarte welcher direkten Bezug auf den Namen des Ortes (Lichte Warte) nimmt.

Die Aussichtswarte wird als Werk des Liechtensteinischen Architekten Karl Weinbrenner genannt. Das ist einem durch den Altlichtenwarther Pfarrer Anton Rieß ergänzten Werkverzeichnis Weinbrenners zu entnehmen, dass sich im Pfarrarchiv von Altlichtenwarth erhalten hat. Weinbrenner war Architekt im Dienst des Fürsten Johann II. von Liechtenstein. 

Von Weinbrenner stammen auch die Entwürfe für die Katzelsdorfer und die Dobermannsdorfer Kirche sowie für die Elisabethkapelle (heutige evangelische Kirche) in Mistelbach.

Am 5. August 1923 wurde die Aussichtswarte mit innenliegender Kapelle eingeweiht. Seit diesem Tag wird jedes Jahr zum 1. Augustsonntag eine Heldengedenkfeier abgehalten, die dem Ausbruch des 1. Weltkriegs am 1. August 1914 und und der Kriegsopfer beider Kriege gedenken soll. 1945 wurde die Warte beschädigt und in den folgenden Jahren saniert. Eingemauerte Granathülsen sind Zeugen der schweren Kampfhandlungen.

Am Fuße des Kriegerdenkmals wurde ein Soldatenfriedhof für die, bei den Kampfhandlungen im April 1945 gefallenen, deutschen Soldaten angelegt.

 Von der Warte bietet sich ein weiter Rundblick ins nordwestliche Weinviertel, Mähren und der Slowakei. Markante Punkte in westlicher Richtung sind die Staatzer Kalkklippe, die Burgruine Falkenstein und die Pollauer Berge. Der Gebirgszug im Osten nennt sich „Kleine Karpaten“, dessen höchste Erhebung der Záruby (768 Meter) ist. Im Süden ist bei klarem Wetter der Schneeberg zu erkennen.

16. Station Cholerakapelle im Gemeindefriedhof

Cholerakapelle im FriedhofBild der Fam. Wiesinger zum Verlust ihrer Kinder durch die Cholera

 Im Jahr 1849 diente der heutige Gemeindefriedhof als Notfriedhof, da innerhalb des Monats August durch die Choleraepidemie 103 Tote zu beklagen waren. Selbst der die Totenscheine ausstellende Dorfrichter fiel der Seuche zum Opfer. Ein Bild, das sich im Besitz der Familie Wiesinger erhalten hat, gedenkt des Verlusts von fünf ihrer Kinder innerhalb des Monats August. Im Jahr 1850 wurde durch Philipp Halzl die Cholerakapelle erbaut. Im Jahr 1895 wurde der alte Friedhof um die Kirche aufgelassen und der heutige Freidhof hier neu angelegt. Seither ist die Cholerakapelle von der Friedhofsanlage umschlossen. 

 

Quellenangabe: Pfarr- und Alltagsgeschichte von Dr. Richard Edl, Heimatbuch der Marktgemeinde Bernhardsthal von Robert F. Zelesnik 1976, Neuer Schulatlas von Freytag-Berndt 1967, Abschriften von Pfarrer Anton Rieß aus dem Pfarrarchiv, Protokollbuch zur Errichtung eines Heldendenkmals, div. Gemeinderatsprotokolle und Aufzeichnungen sowie überlieferte Erzählungen.

Obmann d. Kulturausschuss

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